Markus Lanfranchi und Robert Turzer
Es regnet! Der Heuboden ist rappelvoll, eben haben wir den letzten Ladewagen ausgeladen
und das Tor kaum mehr zugekriegt! Wie viel hat es bei uns doch in den letzten Monaten
geregnet, diese Wetterlage war kaum mehr zu ertragen! Das Futter, insbesondere der erste
Schnitt entschädigte uns jedoch mit überbordender Menge und Topqualität! Ob es in der
Schweiz auch Gegenden gibt, in welcher eine kleinere Heuernte eingefahren wurde als
üblich?
Wie sehr sind wir alle und speziell wir Bauern von den Bedingungen unserer Umgebung
geprägt, mit unseren Böden verwachsen, von der Geschichte früherer Generationen
gezeichnet!
Dies macht doch unsere Schweiz aus: der einzigartige Geruch einer Berneroberländer
Alpweide, die leuchtend gelben Lärchenwälder im Engadin, die Rebterrassenlandschaft im
Wallis, wogende Getreidefelder im Mittelland. Wildheuer der Urschweiz, jurassische
Pferdezüchter, Appenzeller Milchbauern und Käser, Älpler und Sennen der Alpkantone und
Welsche.
Wie stolz wir doch alle sind, Teil zu sein einer einzigartigen Kulturlandschaft und Identität.
Sollte denn vom Wallis bis in den Thurgau dasselbe Schweizerdeutsch gesprochen werden?
Rätoromanisch vom Engadin bis in die Surselva eingeebnet oder gerade überall
Hochdeutsch??? Wehe denen, die uns alle gleichmachen wollen.
Unsere Kinder und Enkel sollen dereinst die Eigenheiten unserer Kultur in neue Zeiten
tragen!
Es ist nun mal so, dass das Bündnerland eine andere Kuhrasse benötigt als das Simmental,
der lehmige Boden im kalkigen Jura andere Qualitäten hat als die sandige Erde des
verwitterten Granitgesteins in der Südschweiz.
Dieses Zusammenspiel örtlicher Einzigartigkeiten schafft die (hoffentlich ewige) Biodiversität
im Boden, im Wasser, in der Luft und in allem was darauf wächst und gedeiht. Diese wollen
wir fördern und ja, auch schützen!
Ob die Stadtbevölkerung wohl versteht, dass es den einheitlichen „Schweizer Bauern“ nicht
gibt?
Wenn wir uns nun die Hauptsponsoren ansehen die sich so vehement gegen die
Biodiversitätsinitiative aussprechen, muss die Frage erlaubt sein, ob diese Kreise wirklich
interessiert sind uns in unserer Unabhängigkeit als stolze und eigenständige Bauern
überleben lassen zu wollen oder, ob diese nicht schlicht und einfach hinter unserem Geld
und – schlimmer, hinter unserer Lebensgrundlage, unseren Böden, her sind!
Es ist nichts „extremes“ dabei, wenn wir Standortangepasstes weiterführen, unsere
Eigenheiten weitertragen, unsere Vielfalt stärken und damit unsere Lebensgrundlage
verbessern wollen. Vielmehr sollten wir uns ernsthaft fragen, ob ein Ja zur Initiative nicht
eher den Boden ebnen würde um mehr Wohlstand für uns alle zu schaffen.